Herr Bergmann erläutert kurz die Rahmenbedingungen der Regionale 2016 als Förderkulisse unter dem Titel „Zukunftsland“. Es beteiligten sich insgesamt 35 Städte und Gemeinden des Münsterlandes und des Randbereiches an der Regionale 2016, die mit der Präsentation der Projekte im Jahr 2016 ende. Die Projekte durchlaufen verschiedene Qualifizierungsstufen (C – B – A). Mit der Erreichung des „A-Stempels“ sei der Zugang zu Fördertöpfen gegeben.

 

Die Gemeinde Nordkirchen habe diverse Projekte gestartet, über die teilweise bereits in anderen Ausschüssen berichtet worden sei. Das Projekt „Nordkirchen auf dem Weg zur inklusiven Gemeinde“, das beim Lenkungsausschuss der Regionale 2016 im November 2013 die Stufe „B“ erreichen kann, habe dabei einen besonderen Stellenwert.

 

Nach einer Einladung der Regionale Agentur vor ca. 2 Jahren zu einer Konferenz im Stift Tilbeck über Möglichkeiten der Umsetzung von Inklusion vor Ort, sei man sich mit der Kinderheilstätte schnell einig darüber gewesen, dass Nordkirchen für die Umsetzung des Inklusionsgedanken durch die zentrale Einrichtung im Ort besonders gute Voraussetzungen biete.

 

Der Caritasverband für den Kreis Coesfeld sei an einer Kooperation schnell interessiert gewesen. Inzwischen habe es regelmäßige Treffen der Kooperationspartner gegeben. Man habe drei Handlungsfelder ausgemacht, die für das Projekt maßgeblich seien:

 

1.         Kindertagestätten und Schulen

2.         Übergang Schule und Beruf

3.         Wohnen und Leben

 

Herr Pliquett gibt einen Überblick über die Inhalte des Handlungsfeldes Kindertagestätten und Schule. Er verweist dabei auf die langjährige Erfahrung sowohl in der integrativen Kindertagesstätte der Kinderheilstätte als auch auf die Kooperation der Maximilian-Kolbe-Schule mit der Mauritiusschule.

 

Er wünscht sich, dass sich durch das Regionale-Projekt die Vorgaben dieser Kooperation öffnen. Er verweist außerdem darauf, dass die Übertragbarkeit der in Nordkirchen entwickelten Ideen auf andere Kommunen ein wesentlicher Aspekt sei.

 

Da die Maximilian-Kolbe Schule am Ende der Schullaufbahn auch eine Berufspraxisstufe anbietet, gibt es auch Überschneidungen zum Handlungsfeld „Übergang Schule – Beruf“. Man sei bemüht, Menschen mit Behinderungen bei Unternehmen in Nordkirchen zu integrieren. Es gäbe auch Überlegungen in Richtung eines Integrationsbetriebes.

 

Herr Christian Germing betont, dass der Caritasverband zahlreiche Berührungspunkte zum Thema „Inklusion“ habe, sodass man als Kooperationspartner gern aufgesprungen sei. Der Caritasverband sehe die Arbeit in den Werkstätten als breit angelegtes Unterstützungssystem. Man sei immer bemüht, mit Betrieben vor Ort zu sprechen und ggf. Außenarbeitsplätze zu schaffen.

 

Neben diesen Verbindungen zum Bereich „Schule-Beruf“ agiere der Caritasverband für den Kreis Coesfeld mit seinen Wohneinrichtungen auch im Themenfeld „Wohnen und Leben“. Herr Germing betont, dass die Nachfrage nach selbstbestimmtem Wohnen mit ambulanter Betreuung und somit nach bezahlbarem und zudem barrierefreiem Wohnraum steigen würde. Man habe sich hierzu das Wohnprojekt „Lebensart“ in Werne angeschaut. Bei dem insbesondere die Mischung aus frei finanziertem und öffentlich gefördertem Wohnraum interessant sei. Außerdem werde bedarfsgerechte Unterstützung angeboten, sodass Versorgungssicherheit gegeben sei. Ein ähnliches Projekt würde in Nordkirchen angestrebt.

 

Herr Germing erklärt, dass aktuell keine stationären Plätze im Bereich der Altenpflege oder der Behindertenhilfe gebaut würden. Daher müsse der Aufbau von alternativen Angeboten verstärkt werden.

 

Auf einige Nachfragen hin verdeutlichen Herr Germing, Herr Bergmann und Herr Tönning, dass es bei den begleitenden Angeboten eines Wohnprojektes nicht nur um ein Gebäude, sondern um das Quartier, also einen größeren Bereich gehe. Ein sogenannter Quartiersmanager würde als „Kümmerer“ fungieren und sowohl professionelle als auch ehrenamtliche Angebote koordinieren. Die Aufgaben des Quartiersmanagers bezögen sich im Gegensatz zum sogenannten Inklusionslotsen mehr auf das Wohnprojekt und den umgebenden Sozialraum. Das Wohnkonzept orientiere sich am „Bielefelder Modell“, wobei es auf die dörfliche Struktur von Nordkirchen übertragen werden müsse.

 

Auf Rückfragen bestätigen Herr Bergmann und Herr Germing, dass es zwar ein paar Visionen zu möglichen Standorten eines solchen Wohnprojektes geben würde, aber noch keine konkreten Vorstellungen, auch nicht zur Trägerschaft eines solchen Projektes. Es herrsche Einigkeit darüber, dass das Land und der Bund bei der Umsetzung der Inklusion stärker in die Pflicht genommen werden müssen.

 

Herr Tönning weist darauf hin, dass das Projekt sowohl wissenschaftlich (Uni Siegen) als auch medial (Volkshochschulkreis Lüdinghausen und Grimme-Institut) begleitet werde. Er berichtet, dass die Beschreibung des Projekts in einfacher Sprache durch Frau Iserloh, die sich bei der Kinderheilstätte bereits seit 10 Jahren mit einfacher Sprache beschäftigen würde, besonderen Anklang gefunden habe.

 

Auf die Frage von Herrn Janke nach dem Umgang mit dem Projekt ohne Förderzusage durch die Regionale 2016 antwortet Herr Bergmann, dass er sehr zuversichtlich sei, dass der Projektantrag positiv beschieden würde. Es könnten aber andernfalls auch Zuschüsse z. B. bei der Stiftung Wohlfahrtspflege beantragt werden. Man würde in jedem Fall weitermachen.